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Die bedeutende mittelalterliche Bibliothek des Klosters Fulda, deren Anfänge noch in das 8. Jahrhundert zurückreichen, fand ein abruptes Ende im Dreißigjährigen Krieg. Grund dafür ist ihr Abtransport durch die protestantischen Truppen nach Kassel im Jahre 1632 und die anschließende weitgehende Vernichtung der Büchersammlung. Die noch erhaltenen Handschriften des Klosters Fulda sind heute über Europa und bis in die USA verstreut. Nur eine vergleichsweise kleine Zahl der einst vorhandenen rund 1000 Codices fand in Kassel Eingang in die Bibliothek der Landgrafen und gelangte damit in die heutige Universitätsbibliothek Kassel, wo sich so die größte Gruppe erhaltener Fuldaer Handschriften befindet. Der überwiegende Teil der Bibliothek hingegen wurde offenkundig zuvor bis in die 1660er oder -70er Jahre ebenda zerschnitten, um die Pergamentblätter aufgrund ihres Materialwertes anderweitig weiterzuverwenden. Umfangreichere Reste sind uns dadurch vor allem als Umschläge von Akten dieser Zeit aus Hessen-Kasseler Verwaltungsgebiet erhalten, insbesondere im Staatsarchiv Marburg. Andere Buchbestände entkamen der Vernichtung, weil sie schon vor 1632 – im Mittelalter oder in der Frühneuzeit – die Fuldaer Bibliothek verließen. Hierzu gehören u. a. die berühmten Fuldaer Handschriften antiker lateinischer Autoren, die im 15. Jahrhundert von den Humanisten nach Italien gebracht wurden, sowie und eine Gruppe von Codices, die in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts nach Basel kamen, um in der Buchdruckerstadt als Textvorlagen zu dienen.


Neben dem ehemaligen Bibliotheksbestand ist die Produktion des Fuldaer Skriptoriums zu beachten. Viele Handschriften wurden dort gar nicht für die eigene Bibliothek geschrieben, sondern waren von vorneherein für den ‘Export’ an andere Orte gedacht. Dazu zählen etwa Abschriften der Werke des Hrabanus Maurus, für deren Verbreitung in Fulda gezielt gesorgt wurde.

Auch der Großteil der prachtvollen Handschriften der Fuldaer Malerschule wurde nicht für das eigene Kloster produziert, so etwa die in Fulda entstandenen Exemplare von Hrabans Lob des Heiligen Kreuzes, liturgische Handschriften der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts und aus Zeit um 1000 oder illuminierte hagiographische Codices des 10. Jahrhunderts.


Seit über dreißig Jahren arbeitet das Institut Bibliotheca Fuldensis (siehe Institut) an der Rekonstruktion der Bibliothek sowie der Dokumentation der Erzeugnisse der Fuldaer Scheib- und Malschule und hat eine umfangreiche Sammlung von Forschungsmaterialien vor Ort zusammengellt. Ausgehend von den weltweiten umfangreichen Digitalisierungsanstrengungen der Bibliotheken und Archive, die in den letzten beiden Jahrzehnten gewichtige Teile des kulturellen Handschriftenerbes frei im Internet verfügbar gemacht haben, bietet es sich an, die erhaltenen Fuldaer Handschriften nun im Netz nachzuweisen und – so weit möglich – in einer verteilten virtuellen Rekonstruktion (siehe Handschriften) auf die vorhandenen Digitalisate zu verlinken. Dies leistet die vorliegende Webpräsenz. Das Institut Bibliotheca Fuldensis der Theologischen Fakultät Fulda möchte dabei allen, die an Fuldaer Geschichte und Kultur interessiert sind, einen Einblick in diesen bedeutenden Kulturschatz geben und zugleich die weitere wissenschaftliche Forschung dazu fördern.